Zwangserkrankungen

Die Zwangsstörung ist eine psychische Erkrankung, bei der es dem Betroffenen nicht gelingt, bestimmte, sich immer wieder aufdrängende Gedanken und Aktivitäten zu unterdrücken oder zu verdrängen. Z.B. zwanghaftes, ständiges Händewaschen. Die Betroffenen sehen die Sinnlosigkeit ihres Denkens und Tuns ein, sie können sich jedoch nicht anders verhalten. Beim Versuch, den Zwängen Widerstand zu leisten und die Zwangshandlung zu unterlassen, kommt es zu erheblicher Anspannung und Angst. Die Störungen beeinträchtigen den normalen Tagesablauf, die beruflichen Leistungen und die sozialen Kontakte. Man unterscheidet zwischen Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zumeist kommen beide vor (ca.80%).

Zwangsgedanken sind Gedanken und Vorstellungen, die sich dem Betroffenen gegen seinen Willen aufdrängen. Die Inhalte der Zwangsgedanken werden als sinnlos und sehr quälend empfunden. Die Betroffenen versuchen erfolglos, die Zwangsgedanken zu ignorieren oder zu unterdrücken.
Unter Zwangsimpulsen versteht man sich zwanghaft aufdrängende Impulse zu gefährlichen oder peinlichen Handlungen, denen gewöhnlich aber nicht nachgegeben wird. Die Betroffenen leben in der ständigen Angst, impulsiv sich selbst oder einen anderen Menschen zu verletzen oder zu schädigen. Meist entwickeln sich Zwangsrituale, durch die der Impuls abreagiert wird. Die Patienten drehen sich z.B. um die eigene Achse, gehen ein paar Schritte rückwärts oder sprechen einen bestimmten Satz.

Zwangshandlungen sind Tätigkeiten, die der Betroffene ausführt, obwohl sie weder als angenehm empfunden werden noch eine sinnvolle Funktion haben. Die Patienten wissen das, können aber die entsprechende Handlung nicht unterlassen, ohne Angst und Spannung zu entwickeln. Am häufigsten sind Wasch-, Ordnungs-, Zähl- oder Kontrollzwänge. Sie sollen Anspannung und Angst vermindern und dienen als Vorbeugung gegen ein befürchtetes, aber objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das Schaden zufügt oder Unheil anrichtet. Patienten mit Waschzwang bauen beispielsweise so die Angst vor Infektionen ab.
Die Wahrscheinlichkeit im Leben an einer Zwangsstörung zu erkranken wird auf 2 bis 3% geschätzt. Zwangspatienten haben häufig zusätzlich Depressionen (ca. 1/3) und Angststörungen (ca. 2/3).

Behandlung: Verhaltenstherapeutische Psychotherapie gilt hier als die Methode der Wahl. Eine Kombination mit einer Pharmakotherapie ist möglich.