Schematherapie

Was ist Schematherapie?

Die Schematherapie ist eine innovative Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie integriert in einer klaren und systematischen Weise verschiedene Therapierichtungen (beispielsweise Gestalttherapie, Psychodrama, Hypnotherapie) sowie aktuelle Erkenntnisse der Neurobiologie. Aktuelle Studien belegen ein breites Wirksamkeitsspektrum der Schematherapie.

Die Schematherapie wurde in den 1990 Jahren von Jeffrey E. Young entwickelt und stellt in ihrer heutigen Form eine effektive Methode vor allem für die Behandlung von Klienten mit komplexen psychischen Problemen und Persönlichkeitsstörungen dar.

Was ist ein Schema?

Schematherapie bezieht sich dabei nicht nur auf aktuelle Probleme, sondern auch auf deren Entstehungsgeschichte, die überwiegend in der Kindheit und Jugend zu finden ist.

Jeder Mensch entwickelt in seiner Kindheit Konzepte (Schemata) von sich selbst, von anderen und von der Welt. Diese Schemata sind die Grundlage dafür, wie er später mit den verschiedenen Situationen im Erwachsenenleben umgeht.

Ein Schema ist demnach ein meist in der Kindheit entwickeltes Muster aus zusammengehörigen Erinnerungen, Gefühlen und Gedanken.

Ein Schema oder auch Lebensfalle genannt ist beispielsweise das anhaltende Gefühl von Minderwertigkeit, die Überzeugung nicht liebenswert oder dumm zu sein oder auch das anhaltende Gefühl, besonders viel leisten zu müssen, gewisse Standards erreichen zu müssen und dabei nie zu genügen. Schemata sind biologisch tief verankert in uns. Sie steuern wie ein Autopilot unser Denken, Fühlen und Handeln.

Lebensfallen weisen uns darauf hin, welche Grundbedürfnisse in der Kindheit oder Jugend frustriert worden sind. Wenn die Grundbedürfnisse von Kindern (z.B. nach Liebe, Geborgenheit, Sicherheit, Akzeptanz oder Freiheit, sich auszudrücken) erfüllt worden sind, dann entstehen gesunde Schemata und Kinder können positive Bilder von sich und der Welt als Ganzes entwickeln.

Wurden allerdings die Grundbedürfnisse in der Kindheit und Jugend längerfristig frustriert, verletzt oder nicht beachtet, dann ist es nicht möglich, gesunde Schemata von sich und der Welt zu entwickeln. Dann entstehen in Wechselwirkung mit biologischen Faktoren (Temperament, Veranlagung des Kindes) dysfunktionale/problematische Schemata.

Was sind Modi und maladaptive Bewältigungsstrategien?

Wenn ein Schema aktiv ist, dann erleben wir meist sehr unangenehme Gefühle. Diese emotionalen Zustände nennen wir einen Modus, beispielsweise die “traurige Petra” oder der “wütende Gerhard”. Ein Modus ist ein bestimmtes Verhaltenssteuerungsprogramm, das maßgeblich das Fühlen, Denken und Handeln in der aktuellen Situation beeinflusst.

Während Schemata überdauernd und sehr rigide sind, betreffen Modi den emotionalen Zustand im Hier- und Jetzt und können sehr schnell wechseln.

Es gibt vier Gruppen von Modi: Kindliche Modi, Eltern-Modi, Bewältigungsmodi und gesunde Modi.

Menschen zeigen drei Möglichkeiten, um mit diesen unangenehmen Gefühlen/Modi umzugehen und diese zu bewältigen:

  • Unterwerfung – Erstarren  (schemabestätigendes Verhalten)
  • Vermeidung –  Flucht (schemavermeidendes Verhalten)
  • Überkompensation – Kampf (dem Schema entgegengesetztes Verhalten)

Was sind Ziele der Schematherapie?

In der Schematherapie geht es zu Beginn darum, dass sich Menschen ihrer eigenen Schemata und Modi bewusst werden, um aus den automatisierten Reaktionsmustern auszusteigen. Der Therapeut versorgt und tröstet in der Therapie die kindlichen Modi, damit die frustrierten Bedürfnisse im Hier- und Jetzt erfüllt werden und der Klient neue gesündere Bewältigungsstrategien erlernen kann. Gleichzeitig werden dysfunktionale Elternmodi bekämpft und reduziert. Der Klient lernt nach und nach die Aufgabe des Gesunden Erwachsenen selbst zu übernehmen.

Der Klient lernt in der Schematherapie somit seine eigenen Grundbedürfnisse kennen und diese adäquat auch selbst zu befriedigen, d.h. es wird kontinuierlich der Modus des Gesunden Erwachsenen und der Modus des Fröhlichen Kindes gestärkt sowie dysfunktionale Elternmodi reduziert.

Welche Techniken werden in der Schematherapie eingesetzt und wie gestaltet sich die Beziehung zum Therapeut?

Die Schaffung einer sicheren therapeutischen Beziehung ist besonders wesentlich in der Schematherapie. Im Rahmen einer begrenzten elterlichen Fürsorge erfüllt der Therapeut in einem begrenzten Ausmaß die in der Kindheit nicht erfüllten bzw. verletzten Grundbedürfnisse des Klienten und konfrontiert ihn empathisch mit aktualisierten maladaptiven Modi. Der Therapeut ist warmherzig, unterstützend und authentisch. Er hilft dem Klient, Dinge zu erlernen, die er in seiner Kindheit nicht erlernen konnte.

Mittels emotionsorientierter Techniken (Vorstellungsübungen, Stuhldialoge) hilft der Therapeut dem Klient seine Gefühle und Grundbedürfnisse wieder zu spüren sowie einen neuen Umgang damit zu entwickeln.

Kognitive Techniken werden eingesetzt, um die Gültigkeit von Schemata und Modi zu hinterfragen. Beispielsweise Wissensvermittlung zu Schemata, Modi, Grundbedürfnissen von Kindern und zu Gefühlen; Überlegung von Vor- und Nachteilen bestimmter Gedankengänge und Handlungsmuster; Führen von Modus-Tagebüchern und das Erstellen von Selbstsinstruktions-Karten.

Verhaltensbezogene Techniken (z.B. Verhaltensexperimente, Aufbau neuer Aktivitäten und Rollenspiele) helfen neues Verhalten zu erproben.